Wildes Trio

Rundum versorgt mit Brennnessel, Giersch und Löwenzahn

Sie treten oft gemeinsam in Erscheinung und drängen sich in Gärten und Grünanlagen zum Leid jedes Gärtners meist in großen Mengen in den Vordergrund. In ihrer Wirkung für Körper und Gesundheit sind sie völlig unterschätzt und landen statt im Magen eher als grüner Abfall auf dem Kompost. Brennnessel, Giersch und Löwenzahn. Mein wichtigster Lehrer in Sachen essbare Wildpflanzen, Dr. Markus Strauß, nannte sie nicht umsonst „das wilde Triumvirat“.  Gerade in der ersten Jahreshälfte dominiert das Trio die wilde Pflanzenwelt, und auch wenn selbst Pflanzenunkundige sie meist sicher erkennen, so haben sie rein optisch wenig gemein. Der Löwenzahn mit seinen charakteristisch gezackten Blättern und strahlend gelben Blüten, der Giersch als bodendeckendes, sich unkontrolliert ausbreitendes Gewächs, mit einer Blattform die entfernt an einen Geißfuß (daher der Name) erinnert und schließlich die wehrhaft aufstrebende Brennnessel, die sich mit ihren Nesseln erfolgreich zu verteidigen weiß. Ein Blick auf die Inhaltsstoffe der drei lohnt sich. Denn jede von ihnen versorgt uns bis in den Herbst mit den für Stoffwechsel und Immunsystem nötigen Vitaminen und Mineralstoffen. Alle drei wirken basisch und entgiftend. Sie alle lassen sich auf vielfältige Weise verarbeiten und versprechen unterschiedliche Heilwirkungen. So werden Pesto und Co. zu potenten Helfern für unsere Gesundheit. Doch der Reihe nach.

Giersch - besser auf den Teller als auf den Kompost

Wer sich die Blätter genau anschaut, erkennt vielleicht, was es mit dem Zweitnamen „Geißfuß“ auf sich hat. Die fünffach gezackte Blattform erinnert (mit etwas Fantasie) auch an den Fußabdruck eines Zickleins. Giersch liebt feuchte, nährstoffreiche Böden und ist in der Natur nahezu unverwüstlich. Hat er sich einmal im Garten angesiedelt, ist eine friedliche Koexistenz empfehlenswert, denn jeder Versuch, die Pflanze mit Harken oder Jäten loszuwerden ist zum Scheitern verurteilt, da schon aus sehr kleinen Wurzelteilen neue Triebe hervorgehen. Ich weiß wovon ich spreche. So ist jede Gartensaison von einem handfesten Interessenkonflikt mit meinem Vater geprägt, der sich auf unserem gemeinsamen Uckermärker Grundstück manifestiert. Er bekämpft entnervt den Giersch, ich esse ihn mit Leidenschaft. Jeder Versuch, das frische Grün auf seinen Teller zu bringen, ist bislang gescheitert.

Gesammelt werden sollten möglichst die jungen Blatttriebe, aber auch die weißen Blüten sind lecker. Der Doldenblütler enthält doppelt soviel Vitamin C wie Kohlgemüse, aber auch Eiweiß und Vitamin A sowie Mineralstoffe und Spurenelemente wie Eisen, Mangan, Kupfer, Titan und Bor, zudem ätherische Öle und Kurmarin. Giersch wirkt entwässernd, vitalisierend und entzündungshemmend. Sein Geschmack ist frühlinghaft frisch, der Geruch der Blüten erinnert an Petersilie.  

Giersch: Rezepte & Infos

Gierschlimonade:  3 Handvoll Giersch, ein Bündel frische Minze, 1 Liter Apfelsaft, 1 Liter gefiltertes Wasser, Saft einer Zitrone. Gierschblätter grob zerkleinert mit Minze in den  Apfelsaft geben. 3 bis 6 Stunden ziehen lassen, dann die Kräuter entfernen, Wasser und Zitrone hinzugeben. Gekühlt genießen. Wer es weniger süß mag, kann den Apfelsaft auch weglassen.

Giersch-Kartoffelsuppe: 400 Gramm Kartoffeln (vorgekocht), 3 Handvoll Gierschblätter, 1 Zwiebel, 500 ml Wasser, etwas Gemüsebrühe, Kokos- oder Olivenöl. Kartoffeln abpellen und in Würfel schneiden. Zwiebel klein hacken und mit Öl und Kartoffeln anbraten. Mit Wasser aufgießen, Gemüsebrühe und grob gehackte Gierschblätter hinzugeben. Ca. fünf bis 10 Minuten köcheln lassen und mit Salz, Pfeffer und etwas Muskatnuss abschmecken.

Am liebsten esse ich die jungen Blätter im Salat, gemischt mit Kultursalaten oder weiteren Wildpflanzen, wie z.B. Löwenzahn oder Brennnessel (s. auch Rezepte Löwenzahn).

Brennnessel - entwässernd, entgiftend, blutbildend

Wer kennt es nicht, dieses unangenehm stechende Brennen, das uns als Kinder immer wieder mal den Ausflug ins Grüne vermiest hat? Leider lässt diese Erinnerung auch im Erwachsenenalter viele noch einen großen Bogen um diese Pflanze machen. Was ihnen entgeht, ist eine kraftvolle Kombination aus Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Brennnesseln enthalten nicht nur Vitamin A, sondern auch Kalzium, Eiweiß, Magnesium, Kalium, Kieselsäure und jede Menge für den Körper leicht verwertbares Eisen. Letzteres erklärt die blutbildende Wirkung der Pflanze. Außerdem ist die Brennnessel bekannt für ihre entwässernde, reinigende Wirkung. Sie regt den Stoffwechsel an und wirkt ausgleichend auf die Verdauung. Für eine stärkende Frühjahrskur z. B. mit Frischsaft oder Tee ist sie damit bestens geeignet. Gesammelt werden die Triebspitzen im Frühjahr oder Sommer nach dem Sicheln oder Abmähen. Dafür sollten Ungeübte möglichst Handschuhe anziehen. Ich persönlich zupfe die Triebspitzen mittlerweile mit bloßen Händen (und nehme gelegentliches Brennen in Kauf). Dafür die Blätter von unten greifen und nach oben abziehen. Pieksig wird es eigentlich nur, wenn die Berührung von oben kommt. Die Samen können ab Herbst von den weiblichen Pflanzen geerntet werden. Hier sind die Samenstände hängend und dicht, während die männlichen nach oben stehen und eher spärliche Ausbeute versprechen.

Verwendet werden nicht nur Blätter, sondern auch Blüten, Samen, Stängel und Zwiebeln. Sammelzeit ist von März bis Mai. Los geht es meist schon im März mit den Blättern. Erste Knospen, manchmal auch schon die Blüten zeigen sich im April, im Mai geht es dann mit den Samen weiter. Auch Blätter können dann noch geerntet werden.

Brennnessel: Rezepte & Infos

Pesto aus Brennnesselsamen: 8 bis 10 Esslöffel Brennnesselsamen, eine halbe Tasse Walnüsse oder Sonnenblumenkerne, 1 bis 2 Knoblauchzehen, 2 bis 3 Esslöffel Olivenöl, 8 bis 10 getrocknete Tomaten, Pfeffer und Salz. Alle Zutaten in der Küchenmaschine zerkleinern, bei Bedarf etwas mehr Öl hinzugeben, damit eine homogene Masse entsteht. Passt zu Nudeln oder Gemüsegerichten.

Brennnesselspinat: 8 bis 10 Handvoll Brennnesselblätter, 1 bis 2 Knoblauchzehen, eine mittelgroße Zwiebel, Olivenöl, Pfeffer und Salz. Zwiebeln und Knoblauch klein hacken und mit Olivenöl bei mittlerer Hitze anbraten. Blätter hinzugeben, mit etwas Wasser ablöschen und mit geschlossenem Deckel kurz dünsten, bis die Blätter zusammengefallen sind. Mit Salz und Pfeffer würzen. Schmeckt zu Gemüse, Reis oder Kartoffeln.

Brennnesseleis: Je eine Tasse Cashewkerne und Eiswürfel mit drei reifen, tiefgekühlten (und in Stücke geschnittenen) Bananen, dem Saft einer Zitrone im Mixer oder Küchenmaschine zu einer cremigen Masse verarbeiten. Sofort genießen!

 Tipp: Für die rohe Verarbeitung der Blätter, z.B. im Salat, sollten die Blätter vorher mit einem Nudelholz gerollt werden. So werden die Brennhaare unschädlich gemacht. Denselben Effekt hat das Kochen oder Mixen (z.B. für Smoothies).

Wer unter einer Histamin-Unverträglichkeit leidet, sollte mit der Brennnessel vorsichtig sein, da sie allergische Reaktionen auslösen kann.  

Löwenzahn - das Vitamin C-Wunder

Für mich die Vielfältigste der Drei. Von den Wurzeln, über Blätter, Blüten und Knospen kann jeder Teil der Pflanze das ganze Jahr über schmackhaft zubereitet werden. Und während wir genießen, versorgen wir unseren Körper mit Vitaminen, gesunden Ballaststoffen, Spurenelementen und Mineralstoffen. Die Blätter enthalten jede Menge Vitamin C – angeblich reicht ein einziges, um den Tagesbedarf eines Erwachsenen abzudecken. Sie sollten möglichst jung gesammelt werden, da sie sonst bitter schmecken. Aber auch junge Pflanzen enthalten die für die Gesundheit so wertvollen Bitterstoffe. Genau deshalb ist Löwenzahn die Entgiftungspflanze schlechthin. Er regt die Leber, unser wichtigstes Entgiftungsorgan, aber auch den Gallenfluss an. Magnesium, Eisen und Eiweiß wirken blutbildend und regen den Stoffwechsel an. Die Wurzeln enthalten das für die Darmbakterien wertvolle, den Blutzuckerspiegel ausgleichende Inulin. Sie können gedünstet als Wildgemüse oder getrocknet und geröstet zu einer Kaffee-Alternative verarbeitet werden.

Löwenzahn: Rezepte & Infos

Gedünstete Löwenzahnknospen: Zwei Handvoll noch geschlossene Löwenzahnknospen, eine Zwiebel, eine Knoblauchzehe, etwas Olivenöl. Zwiebeln und Knoblauch bei mittlerer Hitze in Öl anbraten, die Löwenzahnknospen hinzugeben und unter gelegentlichem Rühren andünsten. Schmeckt zu Gemüse oder Kartoffelgerichten sowie als Topping zum Salat.

Energiebällchen aus Löwenzahnblüten: Drei Handvoll Löwenzahnblüten, 300 g Kokosflocken, 1 Esslöffel Mandelmus, 70 bis 100 g Honig, Dattelsirup oder Agavendicksaft. Ca. 20 Mandeln für die Füllung und Mohn, Kakao oder Kokos zum Verzieren. Blüten, Kokosflocken, Mandelmus und Süße in der Küchenmaschine zu einer homogenen Masse verarbeiten. Kleine Bällchen formen und in der Mitte eine Mandel platzieren. In Kokos, Kakao oder Mohn wälzen. Kühl aufbewahren.

 Löwenzahnsalat: 3 bis 4 Handvoll (ca. 250 g) frische, junge Löwenzahnblätter, 3 bis 4 EL Olivenöl, 2 EL Apfelessig oder Saft einer Zitrone, etwas Knoblauch, eine halbe Tasse Kürbis- oder Sonnenblumenkerne (alternativ Walnüsse), 1 TL Honig, etwas Senf, 2 mittelgroße Tomaten 1/4 Salatgurke, Salz und Pfeffer.

Die Blätter grob hacken und aus Olivenöl, Essig oder Zitrone, Honig und Senf ein Dressing mixen. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Kürbis- oder Sonnenblumenkerne zum Schluss als Topping hinzugeben, auf Wunsch mit Blüten dekorieren. Dazu schmeckt Räuchertofu oder Tempeh.

Weiter
Weiter

Kraftpaket im März